Lichtlieder1



Lichtlieder2



Lichtlieder3


Lichtlieder4



LICHTLIEDER

                                                                      "Aber das Schweigen...war ein armseliger Zufluchtsort" (Erwin Riess)


Lichtlieder ist eine Arbeit in fünf Teilen, die den Versuch unternimmt,
Fragen der gesellschaftlichen Zukunft mit ästhetischen zu verknüpfen.

Im Zentrum geht es um das Verhältnis verschiedener Produktionseinheiten zueinander:
        um dasjenige von "autonomer" Kunst zu den gegebenen gesellschaftlichen Verhältnissen, hier
       insbesondere um die Frage von Darstellbarkeit und Kritik dieser Verhältnisse mit den Mitteln der Kunst            (und zwar jenseits einer symbolischen oder rein emotionalen Deutung);
        um die Frage nach der Darstellbarkeit historischer Prozesse im Zusammenwirken von Musik, Licht,
        Tanz und Bild;



Bislang wurden die Teile III und V aufgeführt.

Teil V trägt den Titel:

"KOMMUNIST! Gesänge gegen das vorläufige Ende der Geschichte".

Grundlage dieses Teils der LICHTLIEDER ist der Marx'sche Gedanke einer Gesellschaft von Menschen, die sich in freier Assoziation um ihre allgemeinen Belange kümmern - und dies unter der Bedingung: "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen."


In der Produtionsweise dieses LICHTLIEDER-Teils agieren die Musik, der Gesang, die Texte und die mobilen Lichtinstallationen mit zusätzlichen Projektionen im Rahmen einer kolektiven freien Improvisation.
Die Uraufführung wurde gespielt von:

Michael Vorfeld             Licht
Franziska Baumann     Stimme, Elektronik
Uli Phillipp                     Kontrabaß, Elektronik
Mark Sanders                Percussion
Martin Speicher             Klarinetten, Saxophone

Die Texte stammen aus Gedichten von Christian Geissler, Aimé Césaire, Gunnar Ekelöf, Pablo Neruda, Erwin Riess, Robert Desnos, Kenneth Patchen, Gyula Illyés, Georg Heym, Julian Tuwim, Ossip Mandelstam, Dylan Thomas, Giuseppe Ungaretti, W. H Auden, Attila Jozsef, Guillaume Apollinaire, Adam Wazyk, Giorgos Seferis, Charles de Coster, Franz Jung, Hölderlin.


Teil III trägt den Titel:

"Übergänge/Evangelisti"

Dieser Teil ist ein weitläufig angelegtes Geschichtsprojekt mit der Fragestellung, ob und wie genau die im Laufe der letzten zweitausend Jahre sich entwickelnden Produktionsverhältnisse ohne Rückgriff auf historische Kunstformen mit den heutigen Mitteln dargestellt und so zu einem ästhetischen Geschichtswerk werden können.
Immer wieder wichtig: die Destillierung der künstlerischen Vorgänge, verstanden als materielles Verhältnis zwischen den einzelnen Stimmen(Instrumente, Licht, Tanz, Bild) aus den ökonomischen Gegebenheiten der jeweiligen Epochen.
Dieses Projekt weist bis hinein in die End-50er des 20. Jahrhunderts, wo es musikalisch gesehen zu einem Bruch mit der langen Entwicklungszeit notierter Musik in Mitteleuropa kam. Mit Komponisten wie Franco Evangelisti und anderen Musikern, sowohl aus dem Bereich der europäischen Avantgarde als auch aus dem des zeitgenössischen Jazz, kam es zu einer Neubewertung improvisatorischer Produktionsweisen auf dem Gebiet der Musik. Dis dahin war es noch unmöglich, daß mehrere Musiker gleichzeitig und ohne das Gerüst dezidiert erlernter Modelle sich kollektiv an die Erarbeitung musikalischer Strukturen und Formen machten.
Dieser historische Wendepunkt mit all seinen politischen Implikationen wirft gleichzeitig gerade in der Kunst die Frage nach dem Individuum, das solches leistet, auf, genauso die Frage, ob und wie diese Wendepunkte und Übergänge in dauerhafte Strukturen zu überführen seien. Am Ende dieses Teils wandelt sich die individual-revolutionäre Sicht, die immer nur eine vom Allgemeinen mehr oder weniger abgekoppelte sein kann, zu einer umfassenden, politischen Feststellung: daß die wirklich notwendigen Veränderungen nur durch die Anstrengungen vieler, eines WIR, gelingen werden. Der private Ästhet, der nabelschauende Künstler, wird ohne den Blick über den eigenen Tellerrand nie dahin gelangen das, was Politik und Kunst notwendig trennt und was diese notwendige Trennung deshalb auch unbedingt einfordert, als Aufforderung zur Einmischung zu verstehen.

Im geplanten Teil IV wird dieser Gedanke weitergeführt, der sich also inhaltlich mit dem gesellschaftlichen Übergang zu Teil V "Kommunist!" beschäftigt.

Die Uraufführung von "Übergänge/Evangelisti" wurde gespielt von:

Bettina Helmrich        Tanz
Michael Vorfeld          Licht
Géraldine Keller        Gesang
Ulrike Lentz                Querflöte
Georg Wolf                 Kontrabaß
Martin Speicher         Saxophone, Klarinetten, Zuspielband